Colloquium Fundamentale im Wintersemester 2025/26

Glühbirne mit Windrädern, Solarpanels und Pflanzen symbolisiert Energiewende und Nachhaltigkeit.Foto: Siasart Studio/stock.adobe.com (Generiert mit KI)

Watt jetzt?
Energiewende zwischen Technologie und Teilhabe

Wie sieht die Energieversorgung von morgen aus? Kann es funktionieren, dass wir auf fossile Energieträger verzichten, während unser Energiebedarf weiter steigt? Was bedeutet dies für die Gesellschaft? Auf den ersten Blick mag die Energiewende als ein technisches Unterfangen erscheinen, tatsächlich aber ist sie eine umfassende gesellschaftliche Transformation, die unseren Alltag, unsere Arbeitswelt und unsere Fortbewegung betrifft. Technologische Lösungen bilden eine entscheidende Voraussetzung – doch ohne die Akzeptanz und aktive Beteiligung der Gesellschaft wird die Energiewende nicht gelingen. Deshalb ist es entscheidend, auch die normativen, sozialen und politischen Dimensionen in den Blick zu nehmen und uns zu fragen, welche Werte die Energiewende leiten, wer sie mitgestaltet (und wer nicht) und was sie gerecht macht. 

Das Colloquium Fundamentale begibt sich im Wintersemester 2025/26 auf eine Reise in die Energiezukunft und steht damit im Zeichen des Wissenschaftsjahrs 2025 „Zukunftsenergie“ des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Energieforschende geben Einblicke in technologische Durchbrüche bei erneuerbaren Energien und der Batterieforschung. Zudem beleuchten Expertinnen und Experten der Geistes- und Sozialwissenschaften zentrale gesellschaftliche Fragen nach Wirtschaftlichkeit, Teilhabe und sozialer Gerechtigkeit.

Wissenschaftliche Leitung: Dr. Doris Teutsch
Organisation: Leonie Klein, M.A.

Das Colloquium Fundamentale wird durch den KIT Freundeskreis und Fördergesellschaft e.V. gefördert. 

Hinweis für Studierende:

Studierende, die im Wintersemester 2025/26 einen Leistungsnachweis erwerben möchten, nehmen regelmäßig an der Vortragsreihe teil und beteiligen sich aktiv an der Diskussion. Zudem fertigen sie zwei Lernprotokolle zu zwei der besuchten Sitzungen an. 

Studierende, die die Veranstaltung im Rahmen des Begleitstudiums Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft belegen, beantworten zusätzlich noch eine Leitfrage (6000 Zeichen). Die Liste der Leitfragen wird zu Semesterbeginn im Iliaskurs des Colloquium Fundamentale für angemeldete Studierende veröffentlicht.

Informationen zur Erstellung des Lernprotokolls

Anmeldung für Studierende über SignMeUp  

 

Veranstaltungsübersicht

Sonnenenergie aus Plastikfolien – Herausforderungen der Energiewende am Beispiel der Photovoltaik

Donnerstag, 6. November 2025, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Prof. Dr. Alexander Colsmann
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

 

Abstract

Obwohl Silizium-Solarzellen inzwischen ausgereift, kostengünstig und weit verbreitet sind, erfordert die Energiewende innovative Ansätze zur Nutzung der Sonnenenergie. Um die Ziele der Energiewende zu erreichen, müssen neue Flächen für die Energieproduktion erschlossen, die Herstellungskosten von Solarmodulen gesenkt und die Umweltbilanz der Technologie verbessert werden. Hier kommen alternative Technologien wie organische Solarzellen ins Spiel. Sie bieten nicht nur Potenzial zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs, sondern eröffnen auch neue Möglichkeiten, Photovoltaik in bisher ungenutzte Bereiche zu integrieren – etwa in die Landwirtschaft, in Gebäudefassaden oder auf versiegelte Flächen. Die Energiewende bringt viele technische und soziale Herausforderungen mit sich, die hier am Beispiel der Photovoltaik diskutiert werden.

 

 

Kurzbiographie ⊻

Prof. Dr. Alexander Colsmann studierte Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er 2003 sein Diplom erhielt. Im Jahr 2008 wurde er für seine Dissertation „Ladungsträger-Transportschichten für effiziente organische Halbleiterbauelemente” an der Universität Karlsruhe (TH) zum Doktor promoviert. Im Jahr 2016 schloss er seine Habilitation ab. Seit 2020 ist er Professor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und leitet ein multidisziplinäres Forschungsteam im Bereich Photovoltaik. Er ist Mitglied des Vorstands des KIT-Materialforschungszentrums für Energiesysteme (MZE) und Sprecher des Themenbereichs „Energieversorgung” innerhalb des KIT-Energiezentrums. 
Im Jahr 2012 erhielt Colsmann ein Stipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für Nachwuchswissenschaftler in Höhe von 4,3 Millionen Euro, das für die Forschung an organischen Tandemsolarzellen bestimmt war. Im Jahr 2015 wurde er für seine Arbeit „Umweltfreundliche Solarzellenherstellung aus organischen Nanopartikel-Dispersionen” mit dem Gips-Schüle-Preis ausgezeichnet. Im Jahr 2019 wurde ihm der Erwin-Schrödinger-Preis für seine Arbeit zum Thema „Die perfekte Solarzelle: Wie Ferroelektrizität die Energiegewinnung in Perowskit-Solarzellen verbessert” verliehen. 
Seine Forschungsinteressen umfassen organische Solarzellen, Perowskit-Solarzellen, neuartige Materialien für die Lichtausbeute, halbtransparente Solarzellen für die Gebäudeintegration und mobile Anwendungen, Photokatalyse, organische Leuchtdioden (OLEDs), gedruckte Elektronik, Polymerelektroden, Ladungsträgertransportschichten und die elektrische Dotierung organischer Halbleiter.
 

 

Die Energiewende zwischen Politik, Risiko und Finanzierung

Donnerstag, 20. November 2025, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Dr. Barbara Breitschopf
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

 

Abstract

Die Energiewende ist nicht nur ein technologisches, sondern vor allem ein politisches und finanzielles Projekt. Der Vortrag beleuchtet, wie politische Rahmenbedingungen die Transformation steuern können, welche Risiken sich aus politischen, technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Faktoren ergeben und wie diese im Zusammenhang mit Finanzierungsfragen stehen. Im Fokus steht die Frage, wie Politik Investitionen erleichtern kann – und wie Lasten zwischen Staat, Wirtschaft und Verbrauchern verteilt werden können.

 

 

Kurzbiographie ⊻

Dr. Barbara Breitschopf studierte Allgemeine Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik. Nach einem Traineeprogramm bei der Landesbank Baden-Württemberg im Bereich Infrastrukturfinanzierung erwarb sie einen Master of Arts in Economics an der Ohio State University und promovierte an der Universität Hohenheim. Parallel war sie als Gutachterin für Organisationen der internationalen Zusammenarbeit tätig. Anschließend arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Innovationsökonomik an der Universität Karlsruhe sowie als wissenschaftliche Assistentin am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI).
Seit 2008 forscht sie am Fraunhofer ISI in der Abteilung Energiepolitik und Energiemärkte mit Schwerpunkt auf sozio-ökonomischen Fragestellungen der Energie- und Wärmewende. Dort leitet sie Projekte für die Europäische Kommission und nationale Auftraggeber. Darüber hinaus war sie als Dozentin tätig, unter anderem am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Bereich Ressourcenökonomik.

 

Wind- und Solarenergie vor Ort – was Akzeptanz beeinflusst

Donnerstag, 27. November 2025, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Prof. Dr. Gundula Hübner
MSH Medical School Hamburg, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

 

Abstract

Seit inzwischen zwei Jahrzehnten liegt Forschung zur Akzeptanz Erneuerbarer Energien vor. Zwei Akzeptanzfaktoren haben sich als besonders zentral für die Umsetzung von Projekt vor Ort erwiesen: der Planungsprozess sowie Auswirkungen auf Anwohnende. Internationale wie nationale Forschungen zu den Auswirkungen, u. a. aus dem Raum der Schwäbischen Alp, gehen der Frage nach, ob und wenn ja, welche Belästigungen erlebt werden und welche Minderungsansätze möglich sind. Auch bei der Belästigungsfrage spielt die Zufriedenheit mit dem Planungsprozesse eine Rolle. Welche, und wie positive Planungen gefördert werden können, wird in diesem Vortrag beispielhaft anhand aktueller Projekte vorgestellt. Zudem wird auf die Frage eingegangen, warum die mehrheitlich positive Meinung zur Windenergie häufig unter-, die Ablehnung dagegen überschätzt wird.


 

Kurzbiographie ⊻

Prof. Dr. Gundula Hübner lehrt und forscht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) sowie an der MSH Medical School Hamburg als Sozial- und Umweltpsychologie. An der MLU leitet sie die Arbeitsgruppe Gesundheits- und Umweltpsychologie. Im Fokus ihrer wissenschaftlichen Arbeit stehen die Akzeptanz Erneuerbarer Energien sowie deren Auswirkungen auf Anwohner, z. B. Stresswirkungen von Windenergieanlagen, u. a. in Kooperation mit dem KIT.

In verschiedenen Projekten, mit interdisziplinären Teams, forscht sie zu positiver Bürgerbeteiligung, die lokale Identitäten, spezifische Situationen und Erfahrungen einzubeziehen. Hübner unterstützt u. a. die Bundesregierung bei der Beteiligung an einer internationalen Arbeitsgruppe zur sozialen Akzeptanz und Planung von Windenergieanlagen (Task 62) im Rahmen der Internationalen Energieagentur. Forschungsergebnisse für die Praxis nutzbar zu machen, ist ihr ein wichtiges Anliegen.

 

 

Die Zukunft der Antriebe – Wasserstoff, E-Fuels, Batterien?

Donnerstag, 18. Dezember 2025, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Prof. Dr. Maximilian Fichtner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

 

Abstract

Angesichts der Endlichkeit der fossilen Ressourcen und dem weiter ansteigenden Treibhausgaseffekt ist ein Umsteuern in verschiedenen Bereichen unseres Energiesystems zwingend erforderlich. Dazu gehört insbesondere auch der Verkehrssektor mit seinen bisher auf fossilen Kraftstoffen beruhenden Energiequellen. Diese bieten nur geringes Einsparpotential für Treibhausgase und müssen baldmöglichst und weltweit ersetzt werden.
Für die Wahl einer geeigneten neuen Antriebstechnologie müssen verschiedene Faktoren in Betracht gezogen werden, wie z. B. die Minderung des Treibhausgaseffekts, die Frage, wie effizient der Antrieb mit der mühsam eingesammelten Erneuerbaren Energie umgeht, wie sich die Rohstoffsituation darstellt, und wie es um die Sicherheit, Kosten und Nutzerfreundlichkeit der Technik bestellt ist. 
Der Vortrag wird diese Aspekte beleuchten und auf die Vor- und Nachteile verschiedener Antriebstechniken wie Verbrenner mit eFuels, Wasserstoffantriebe und batterieelektrische Antriebe eingehen.

 

 

Kurzbiographie ⊻

Prof. Dr. Maximilian Fichtner ist Chemiker und Direktor des Helmholtz-Instituts Ulm (HIU) für Elektrochemische Energiespeicherung, Professor für Festkörperchemie an der Universität Ulm, Leiter der Abteilung „Energiespeichersysteme“ am Institut für Nanotechnologie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sowie Honorarprofessor an der University of Wales in Swansea.
Er ist Sprecher einer der größten F&E Plattformen im Batteriebereich namens CELEST (Center for Electrochemical Energy Storage Ulm-Karlsruhe) und Sprecher des deutschen Exzellenzclusters zur Batterieforschung „Energiespeicherung jenseits von Lithium (POLiS)“. Weiter ist er Teil des Kernteams eines neuen europäischen Flaggschiffs zur Batterieforschung namens „BATTERY2030+“ und wissenschaftlicher Koordinator verschiedener europäischer Forschungsprojekte zur Batterie- und Wasserstofftechnologie. Weiter ist er Mitglied des BMBF Beirates Batterieforschung Deutschland.
Fichtner ist Autor und Ko-Autor von ca. 450 Veröffentlichungen, Konferenz- und Buchbeiträgen, 20 Patentanmeldungen und Herausgeber eines Buchs zu Magnesiumbatterien. Sein h-Index ist 75.
 

 

Bitte wenden! Genderperspektiven als Beiträge zu einer transformativen Planung der Energiewende

Donnerstag, 15. Januar 2026, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Prof. Dr. Tanja Mölders
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

 

Abstract

Die Energiewende stellt einen sozial-ökologischen Transformationsprozess dar, der auch die räumliche Planung vor neue Herausforderungen stellt. Während Planung lange Zeit als „Verhinderer“ der Energiewende galt, ist sie aufgrund der jüngsten gesetzlichen Änderungen (Windenergieflächenbedarfsgesetzes etc.) zu einem zentralen Akteur für den Ausbau erneuerbarer Energien geworden. Vor dem Hintergrund dieses Paradigmenwechsels stellt sich die Frage, wie die Energiewende sozial-ökologisch gerecht gestaltet werden kann, auch für die Planung dringender denn je. Im Vortrag wird diese Frage diskutiert, indem die Analyse- und Gestaltungspotenziale der Geschlechterforschung für die räumlichen Transformationsprozesse der Energiewende aufgezeigt werden. Dazu wird auf die theoretischen Zugänge und empirischen Erkenntnisse aus einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekt zurückgegriffen.

 

 

Kurzbiographie ⊻

Prof. Dr. Tanja Mölders ist seit 2023 Professorin für Umweltplanung und Transformation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie studierte Angewandte Kultur- und Umweltwissenschaften an der Universität Lüneburg, wo sie auch promovierte (Dr. rer. soc.) und habilitierte (Venia legendi Nachhaltigkeitswissenschaften/Sustainability Sciences). Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie an der Leuphana Universität Lüneburg (u. a. als Leiterin der Forschungsnachwuchsgruppe PoNa „Politiken der Naturgestaltung“) sowie an der Universität Hamburg tätig. Von 2013 bis 2020 war sie Juniorprofessorin für Raum und Gender an der Leibniz Universität Hannover. Im Anschluss leitete sie das wissenschaftliche Referat „Räumliche Planung und raumbezogene Politik“ an der ARL – Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind u. a. sozial-ökologische Transformationen, Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit sowie Gender Planning.
 

 

Geopolitik der Energietransformation: 
Europa im Spannungsfeld von Klimaschutz und Energiesicherheit

Donnerstag, 22. Januar 2026, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Prof. Dr. Rainer Quitzow
Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit, GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung

 

Abstract

Der Aufbau neuer Energieinfrastrukturen und Industrien bringt neue Formen staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft und veränderte globale Wettbewerbsbedingungen mit sich. Der Vortrag skizziert diese Veränderungen und stellt die Frage, wie die EU vor diesem Hintergrund klimapolitische Ambition, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und geopolitischen Einfluss erhalten kann.

 

 

Kurzbiographie ⊻

Prof. Dr. Rainer Quitzow leitet die Forschungsgruppe „Geopolitik der Energie- und Industrietransformation“ am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit am GFZ Helmholtz Zentrum für Geoforschung. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse des geoökonomischen Wettbewerbs in klimafreundlichen Industriezweigen sowie der Rolle von Außen- und Industriepolitik in diesem Kontext. Quitzow ist zudem Honorarprofessor für Nachhaltigkeit und Innovation an der Technischen Universität Berlin.

Hörsaal Colloquium Vortrag Felix Grünschloss/ZAK
Über das Colloquium Fundamentale
Vorlesung ZAK
Colloquium Fundamentale Archiv