Colloquium Fundamentale im Wintersemester 2024/25

Glühlampe mit bunten Farbspritzernadobedesigner/stock.adobe.com

Naturwissenschaft, Technik – und der Mensch? Von Menschsein und wissenschaftlichem Fortschritt

Erkenntnisse der Natur- und Technikwissenschaften haben das Leben der Menschen stetig verbessert. Auch heute liegen große Hoffnungen auf natur- und technikwissenschaftlichen Erkenntnissen bei der Bewältigung von Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Ausbreitung von Krankheitskeimen, der Nahrungsmittelsicherung, der Energiesicherheit usw.

Doch welche Rolle spielt der Mensch bzw. das Menschliche bei der Entstehung und beim Umgang mit den technologischen und wissenschaftlichen Fortschritten? Woher kommen die Ideen, die Neugierde und die Kreativität, die wissenschaftliche Originalität ermöglicht? Und wie beeinflussen wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Anwendungen das Menschliche unserer Existenz? Wollen wir alles ermöglichen, was technologisches Wissen möglich machen kann? Wie kann Technik zum menschlichen Wohlergehen beitragen und was brauchen wir dafür?

Im Colloquium Fundamentale im Wintersemester 2024/25 werfen wir Schlaglichter auf die Beziehungen zwischen Mensch und wissenschaftlichem bzw. technologischem Fortschritt. Dabei stellen wir vor allem Ansätze der Geistes- und Sozialwissenschaften in den Mittelpunkt.

Das Colloquium Fundamentale wird durch den KIT Freundeskreis und Fördergesellschaft e.V. gefördert.

Hinweis für Studierende: Studierende, die im Wintersemester 2024/25 einen Leistungsnachweis erwerben möchten, nehmen regelmäßig an der Vortragreihe und beteiligen sich aktiv an der Diskussion. Zudem fertigen sie ein Lernprotokoll zu einer der besuchten Sitzungen an.

Informationen zur Erstellung des Lernprotokolls 

 

Veranstaltungsübersicht

Neues erschaffen: Kreativität zwischen Analogie und Zufall

Donnerstag, 7. November 2024, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

 

Prof. Dr. Constanze Peres
Philosophin und emeritierte Professorin für Philosophie/Ästhetik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden

 

Abstract
Neues wird hier als Erschaffung von etwas relativ Neuem bestimmt und ist nur als Neu-Kombination aus bestehenden Elementen möglich. Die rechnerische Fülle an Kombinationsmöglichkeiten eröffnet einen immensen Freiraum für die Kreativität. Zum „Material“ der kombinierbaren Elemente liefert die Neurowissenschaft aufschlussreiche Ergebnisse: Was das Gedächtnis mit seinem Wissensspeicher an Perzeptionen zur Verfügung stellt, kann unermessliche inhaltliche Kombinationen generieren. An der kombinatorischen Erschaffung von Neuem sind aleatorische und schöpferische Prozesse beteiligt. Für letztere ist das analogische Denken konstitutiv. Je komplexer, unterschiedlicher und weiter voneinander entfernt die Kombinationselemente sind, zwischen denen Analogien entdeckt werden, desto innovativer ist die daraus erwachsene Neu-Kombination.

 

Kurzbiographie ⊻  

Prof. em. Dr. Constanze Peres war von 1994 bis 2023 Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Sie studierte in München und Zürich und promovierte 1982 in Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Untersuchung Die Struktur der Kunst in Hegels Ästhetik. Ab 1983 nahm sie ihre Lehrtätigkeit in der Philosophie in München und seit 1991 in Dresden auf. Von 1987 bis 1990 erhielt sie ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Von 2014 bis 2016 war sie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats zu G. W. Leibniz an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und fungierte zudem viele Jahre als Gutachterin für die DFG.

 

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der philosophischen Ästhetik, der Semantik, Ontologie und der analytischen Ästhetik sowie in der Auseinandersetzung mit Leibniz, Baumgarten und Hegel.

 

Prof. Peres veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zum Thema Neues und Kreativität in Kunst und Wissenschaft. Zuletzt erschienen 2020 die von ihr herausgegebene und verfasste Monografie Wie entsteht Neues? Analogisch denken, Kreativität und Leibniz’ Idee der Erfindung im Fink/Brill-Verlag sowie 2023 der Aufsatz Neues: Schöpfung - Kombinatorik - Aleatorik. Die ontologische und epistemologische Seite der Kreativität in dem Sammelband Wie kommt das Neue in die Welt? Kreativität und Innovation interdisziplinär, herausgegeben von Jaeger und Voßkamp.

 

Wissenschaftsvertrauen und Wissenschaftsskepsis in modernen Gesellschaften

Donnerstag, 21. November 2024, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Schwinn Porträtfoto

Prof. Dr. Thomas Schwinn
Professor für Allgemeine Soziologie mit dem Schwerpunkt Soziologische Theorie am Max Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg

 

Abstract
In die wissenschaftlich-technologische Entwicklung wurden und werden eine Menge an Hoffnungen investiert, von der Aufklärungsepoche bis in die jüngste Zeit; man denke an die mit dem Internet und der Gentechnik verbundenen Utopien. Der hoffnungsfrohen Stimmung folgt in der Regel die Ernüchterung. 


Wissenschaftseuphorie und Wissenschaftsskepsis sind ständige Begleiter moderner Gesellschaften. 
Die Klärung dieser ambivalenten Mischung verlangt mehrere Anläufe. Zunächst: Ein Leben kann nicht alleine durch Wissen geführt werden, es verlangt weitere Orientierungsweisen. Weiterhin treten die Kosten und Katastrophen einer wissenschaftlich-technologisch geprägten Lebensweise deutlicher ins Bewusstsein. Ferner ist das Bildungsniveau enorm gestiegen, größere Bevölkerungsanteile haben eine akademische Ausbildung. Schließlich kommen durch das Internet die meisten Menschen mit wissenschaftlichem Wissen in Kontakt, ohne dass es hier noch Gate-Keeper gibt, die Qualitätsmaßstäbe garantieren.

 

Kurzbiographie ⊻  

Prof. Dr. Thomas Schwinn ist seit dem 1. September 2008 Professor für Allgemeine Soziologie mit dem Schwerpunkt Soziologische Theorie am Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg. Seine akademische Laufbahn begann mit dem Studium der Soziologie und Politischen Wissenschaft an der Universität Heidelberg, das er von 1981 bis 1987 absolvierte. 1992 promovierte er dort zum Dr. phil., und 1999 habilitierte er sich für das Fach Soziologie, ebenfalls an der Universität Heidelberg. Vor seiner aktuellen Position in Heidelberg war Prof. Schwinn von Oktober 2003 bis August 2008 Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wo er den Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische Soziologie innehatte. Seit 2014 ist er ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

 

Seine Forschungsschwerpunkte umfassen grundlegende Fragestellungen der Soziologie sowie Theorien sozialer Differenzierung und Ungleichheit. Darüber hinaus beschäftigt er sich intensiv mit den Arbeiten von Max Weber, der Theorie der „Multiple Modernities“ und der Religionssoziologie. 

 

Eine Auswahl von jüngsten Publikationen und weitere Informationen finden sie hier.

 

Podiumsdiskussion: Zwischen Allgemeinbildung und Technikreflexion? Vergangenheit und Zukunft der Geisteswissenschaften an Technischen Universitäten.

Donnerstag, 12. Dezember 2024, 18 Uhr,
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

In Kooperation mit dem Institut für Technikzukünfte (ITZ) – Departement für Geschichte

Das Verhältnis der Geisteswissenschaften zu den Natur- und Technikwissenschaften war seit dem 19. Jahrhundert nie frei von Spannungen. Trotzdem waren die Geisteswissenschaften von Beginn an in Technische Hochschulen integriert. Dabei hat sich ihre Rolle wiederholt verändert: als Ergänzung der Ingenieurausbildung im Sinne eines humanistischen Bildungsideals, als Teil von neu etablierten Lehramtsstudiengängen oder als Träger von Reflexionswissen für eine zunehmend wissenschaftlich und technisch geprägte Lebenswelt mit all ihren Chancen und Risiken. Während die Geisteswissenschaften an einigen Technischen Universitäten relativ selbständig agieren und eigene Studiengänge anbieten, blieben sie an anderen auf die Vermittlung so genannter Schlüsselqualifikationen beschränkt. 

In den letzten Jahren konstatieren weite Teile der Geisteswissenschaften einen Bedeutungsverlust gegenüber den Natur- und Technikwissenschaften. Grund genug, über die Relevanz der Geisteswissenschaften an Technischen Universitäten und ihre spezifischen Kompetenzen neu nachzudenken: Wie kann naturwissenschaftlich-technische Forschung ethisch evaluiert werden? Wie sollen wissenschaftlich-technische Innovationen gegenüber der Gesellschaft kommuniziert werden? Wie lassen sich partizipative Forschungsprozesse konzipieren? Und was können die Geisteswissenschaften zur gesellschaftlich-politischen Bildung angesichts politischer Polarisierung beitragen?

Im Vorfeld des KIT-Jubiläums 2025 setzt sich die Podiumsveranstaltung zum Ziel, über Entwicklungen, Stand und mögliche zukünftige Rollen der Geisteswissenschaften an technischen Universitäten mit Vertretern verschiedener Disziplinen und Hochschulen zu diskutieren. 
 

Moderation

Popplow Porträtfoto

Prof. Dr. Marcus Popplow
Professor für Geschichte der technisch-wissenschaftlichen Zivilisation am KIT


 

Kurzbiographie ⊻

Marcus Popplow ist Historiker mit Schwerpunkt Kulturgeschichte der Technik und hat insbesondere zur Technikgeschichte vorindustrieller Epochen, zur Geschichte des Ingenieurberufs und zur Mobilitätsgeschichte publiziert. Seit 2016 leitet er das Department für Geschichte am KIT. Sein besonderes Interesse gilt der Vermittlung technik- und umwelthistorischen Wissens in der interdisziplinären Lehre und an ein fachfremdes Publikum. 

Schauz Porträtfoto

PD Dr. Désirée Schauz
Vertretungsprofessorin für Technikkulturwissenschaft am KIT

 

 

Kurzbiographie ⊻

Désirée Schauz ist seit 2023 Vertretungsprofessorin am Department für Geschichte des KIT. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Wissenschafts- und Technikgeschichte sowie der Begriffs- und Diskursgeschichte im Zeichen der Digitalisierung. Sie lehrte an der Universität Köln, der TU München und TU Darmstadt im Bereich Geschichte, in den interdisziplinären „Science and Technology Studies“ sowie im überfachlichen Bereich für MINT-Fächer. Gemeinsam mit Kolleginnen am indischen Birla Institut of Technology and Science Piliani arbeitet sie seit 2023 an einem geisteswissenschaftlichen Curriculum für Technische Hochschulen.

 

 

Es diskutieren:

 

Prof. Dr. Nina Janich
Professorin für Germanistik – Angewandte Linguistik an der TU Darmstadt

 

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Weitere Informationen folgen in Kürze

 

Prof. Dr. Rafaela Hillerbrand
Professorin für Technikethik und Wissenschaftsphilosophie am KIT

 

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Prof. Dr. Christoph Hilgers
Leiter des Lehrstuhls für Strukturgeologie und wissenschaftlicher Sprecher des Zentrums Klima & Umwelt am KIT

 

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Prof. Dr. Wolfgang König
Professor Emeritus für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement an der Goethe-Universität Frankfurt

 

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Prof. Dr. Ulrich Wengenroth
Professor Emeritus für Geschichte der Technik an der Technischen Universität München

 

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Weitere Informationen folgen in Kürze

 

Zwischenmenschliche Beziehungen im Digitalzeitalter

Donnerstag, 16. Januar 2025, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Merz Porträtfoto

Dr. Phillipe Merz
Philosoph, Mitgründer und Geschäftsführer der Thales-Akademie für Wirtschaft und Philosophie in Freiburg

 

Abstract
Die rasant wachsende Leistungsfähigkeit digitaltechnischer Systeme verändert unser alltägliches Miteinander zutiefst: Menschen verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen und kommunizieren zunehmend über Messenger-Dienste und soziale Medien, während in der Arbeitswelt zugleich der Einsatz von Online-Meetings, Chatbots, Robotern und KI-basierten Sprachmodellen zunimmt. Diese Möglichkeiten können entlasten und sogar begeistern, doch zugleich verunsichern sie und werfen tiefgreifende Herausforderungen für unser berufliches und privates Miteinander auf: Was bedeutet es für unsere Kommunikation, dass KI-Systeme nicht mehr nur unseren Verstand nachbilden, sondern zunehmend auch unsere Gefühle? Welche Fähigkeiten und Haltungen benötigen wir, um unter diesen Umständen respektvolle und berührende zwischenmenschliche Beziehungen zu kultivieren? Und an welchen konkreten Prinzipien können wir uns dabei orientieren?
 

 

Kurzbiographie ⊻

Philippe Merz beschäftigt sich mit aktuellen Fragen der Wirtschaftsphilosophie, verantwortungsvollen Organisationsentwicklung und Digitalethik. Hierzu leitet er Seminare für Unternehmen, Hochschulen und NGOs. Zudem ist er Dozent in den drei Weiterbildungen der Thales-Akademie.

Er studierte als Stipendiat der Studienstiftung Philosophie und Germanistik in Freiburg, Basel und Wien. Bis 2011 forschte und lehrte er am Centre for Security and Society sowie am Husserl-Archiv der Universität Freiburg. In seiner Dissertation „Werterfahrung und Wahrheit“ entwickelte er eine phänomenologische Ethik im Anschluss an Edmund Husserl. Zeitgleich gründete er eine Sommerschule bei Rom und lernte dabei zufällig Frank Obergfell kennen. Gemeinsam begeisterten sie sich für die Idee, mit der Thales-Akademie eine gemeinnützige und unabhängige Initiative aufzubauen, um philosophisch interessierten Menschen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft neue Räume des offenen Denkens und der philosophischen Orientierung zu bieten. Für die Weiterbildung Junges Führungskolleg ist er seit 2023 Teil des Leitungsteams und inhaltlicher Ansprechpartner.

 

Wissenschaft als Korrektiv in der Wahrheitskrise? Herausforderungen, Voraussetzungen und Möglichkeiten

Donnerstag, 13. Februar 2025, 18 Uhr
Atrium im InformatiKOM, Geb. 50.19, KIT Campus Süd, Adenauerring 12

Post Porträtfoto

Prof. Dr. Senja Post
Professorin für Wissenschaftskommunikation und wissenschaftliche Leiterin des FORUM

 

Abstract
Nach einer prominenten Zeitdiagnose befinden wir uns in einer epistemischen Krise – einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Wahrheit und Unwahrheit, Fakt und Fiktion zunehmend verschwimmen. In dieser Krise wird von der Wissenschaft häufig gefordert, dass sie sich als Korrektiv in öffentliche Debatten einbringen und so zu einer Versachlichung polarisierter und emotionalisierter gesellschaftlicher Auseinandersetzungen beitragen sollte. Auch das FORUM verfolgt das ideelle Ziel, zur Versachlichung öffentlicher Debatten beizutragen. Doch inwieweit ist das möglich und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Der Festvortrag nähert sich diesen Fragen auf der Grundlage theoretischer Überlegungen und empirischer Befunde an. Im Anschluss werden die Überlegungen in einem Kommentar des Kommunikationsforschers Prof. Dr. Hartmut Wessler von der Universität Mannheim kritisch eingeordnet.

 

Kurzbiographie ⊻
  Zum CV von Prof. Dr. Senja Post

 

 

Hörsaal Colloquium Vortrag Felix Grünschloss/ZAK
Über das Colloquium Fundamentale
Vorlesung ZAK
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