Digitale Revolution: Technik verstehen und gestalten?
Colloquium Fundamentale im Sommersemester 2014
Kaum ein Umbruch veränderte die Welt auf solch durchgreifende Weise wie die Digitale Revolution, die sich seit dem Ausgang des 20. Jahrhunderts in rasender Geschwindigkeit vollzog und noch immer fortschreitet. Unser aller Alltag wird inzwischen durch die Digitalisierung von Informations- und Kommunikationsprozessen, die Erfindung des Mikrochips, die Automatisierung der Produktion und nicht zuletzt das Aufkommen des Internets beeinflusst. Die heutige Selbstverständlichkeit der Benutzung von Smartphones, PCs, moderner Logistikketten in der Wirtschaft und der digitalen Wissensspeicherung, die für alle überall zugänglich ist, sind für viele nicht mehr wegzudenken. Anlässlich des aktuellen Wissenschaftsjahres „Die Digitale Gesellschaft“, welches die Folgen und die Zukunft der digitalen Entwicklung behandelt, wird im kommenden Sommersemester dieses Thema in den Fokus gerückt. Welche technischen Erfindungen führten nach und nach zu dieser Revolution? Wie verändert sich die Wirtschaft und nicht zuletzt auch die Wissenschaft durch die Digitalisierung? Welche rechtlichen Probleme (Stichwort ‚Urheberrecht‘ und Schutz der Privatsphäre) erwachsen neu? Die Vortragsreihe möchte einen aktuellen Einblick in die Entwicklungen und Herausforderungen des digitalen Zeitalters geben, um damit die Basis einer facettenreichen Diskussion zu schaffen.
Konzept und wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK
Organisation: Dipl.-Angl. Christine Melcher und Gabriela Augustin B.A.
Eröffnungsvortrag: Digitale Dinge, technologische Zustände
08.05.2014 – 18.30 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 30.10, Engesserstr. 5, EG
Prof. Dr. Manfred Faßler
Professor für Soziologie / Anthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main Zur Kurzbiographie als PDF | Zu den Bildern der Veranstaltung Keine einzige gegenwärtige Technikentwicklung konnte man in den 1920ern oder 1940ern ahnen. Zu ungeübt waren die wissenschaftlichen Methoden, zu vorläufig die Vorstellungen über Wirkungen und Regelwerke dessen, was man beispielsweise mit dem Patent für eine zivile Chiffriermaschine anstoßen würde. Selbst militärische Strategien, ein neues Kommunikationsmodell durchzusetzen, berücksichtigten weder ökonomische, noch soziale, kulturelle oder zwischenmenschliche Dimensionen. Bis in die späten 1960er Jahre hinein beschrieb Information mathematisch vollautomatisierte Maschine-zu-Maschine-Kommunikation. Insofern musste man sich nicht um die Folgen für menschliche Lebens- und Kommunikationszusammenhänge kümmern. Mit einem hatte aber niemand gerechnet: mit der rasanten Rückkehr des Menschen in diese Strukturen, die im späten 19. Jhd. mit der Einführung des öffentlichen Telefonnetzes begann. So wurde die bis dato rein maschinelle Kommunikation ´geöffnet´ für Menschen. Daraus wurden Internet, WWW, Assistenzsysteme, Cloud-Computing, Big Data. Dass der Schritt ´ins Netz´ zu digitalen Universal- und Querschnittstechnologien führte, dass jedes Gerät digitalisierbar, also Teil der Daten-Internationale für derzeit gut 3 Milliarden Menschen nutzbar wurde, überrascht immer noch. Ziel des Vortrags ist, Digitalisierung als globale menschliche Praxis zu erklären, einige Aspekte ihrer Entstehungs- und Durchsetzungsgeschichte visuell darzustellen und über ausgesuchte Beispiele Entwicklungstrends der Online-Offline-Mixturen zu erklären.
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Privatsphäre und Datenschutz im digitalen Zeitalter
05.06.2014 – 18.30 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 30.10, Engesserstr. 5, EG
Dr. iur. Oliver Raabe Institut für Informations- und Wirtschaftsrecht (IIWR), KIT Zur Kurzbiographie als PDF | Zu den Bildern der Veranstaltung In der ersten Dekade der Digitalisierung von Informations- und Kommunikationsprozessen stand noch das Recht des geistigen Eigentums im Mittelpunkt der notwendigen rechtlichen Neuorientierung. Heute verlagert sich der Fokus zunehmend auf die Suche nach adäquaten Mechanismen zum Schutz der informationellen Selbstbestimmung der Bürger. Die Herausforderung besteht darin, dass der Gesetzgeber zwar dazu berufen ist grundrechtliche Schutzpflichten und gesellschaftlich erwünschte Effekte der Digitalisierung in Ausgleich zu bringen, ihm oftmals aber schon die notwendige Sicht auf die neuen technischen Phänomene und autonomen gesellschaftlichen Anpassungsleistungen versperrt ist. Der Vortrag will aus der historischen Perspektive den nun notwendigen Anpassungsprozess datenschutzrechtlicher Grundprinzipien und seine Grenzen verdeutlichen sowie (technische) Ansätze zur Verbesserung staatlicher und individueller Sichten auf die Entscheidungsgrundlagen in diesem Bereich diskutieren. |
Alles wird Smart – zur Rolle der technischen Kommunikation
12.06.2014 – 18.30 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 30.10, Engesserstr. 5, EG
Prof. Dr. Martina Zitterbart Leitung Institut für Telematik, KIT Zur Kurzbiographie als PDF | Zu den Bildern der Veranstaltung Alles wird Smart. Das Handy ist ein Smartphone, die Stadt der Zukunft ist eine Smart City. Und auch der Verkehr oder das Stromnetz werden smart. Kurzum können wir von einem „Smart Everything“ reden. Übergeordnetes Ziel dabei ist es unser Leben komfortabler, effizienter und ökonomischer zu gestalten. Voraussetzung hierfür ist eine ubiquitäre Vernetzung wie sie beispielsweise vom Internet of Everything bereitgestellt werden soll. Das Internet of Everything hat eine noch stärkere Zusammenführung von Menschen, Prozessen, Dingen/Geräten und Daten zum Ziel. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, Sicherheit und Privatsphäre auch im „Smart Everything“ zu gewährleisten. |
Industrie 4.0: Auf dem Weg ins vierte industrielle Zeitalter
03.07.2014 – 18.30 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 30.10, Engesserstr. 5, EG
Prof. Dr.-Ing. Michael Beigl Leiter des Lehrstuhls für Pervasive Computing Systems und der TECO-Forschungsgruppe, KIT Dekan der Fakultät Informatik Zur Kurzbiographie als PDF | Zu den Bildern der Veranstaltung Veranstaltung auf YouTube Die Industrieproduktion steht vor einem Paradigmenwechsel: Das Internet der Dinge und Dienste, ubiquitär in Produkt und Produktionsmittel eingebettete Informationssysteme und hohe Autonomie der IT-Systeme ergeben dramatisch neue Potentiale und Herausforderungen für Produktion und Produktionstechnologie von morgen. |
Podiumsdiskussion: Die digitale Wissensgesellschaft – Quo vadis?
10.07.2014 – 18.30 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT Campus Süd, Geb. 30.10, Engesserstr. 5, EG
Für Wissenslücken gibt es Wikipedia, für Suchanfragen Google, für Kommunikation mit Freunden Facebook – das Internet bietet eine Fülle von Werkzeugen um unser Wissen und unseren Alltag zu optimieren. Doch wer entscheidet, was als Wissen gilt? Wie frei ist das World Wide Web? Lernen wir mit dem Netz dazu? Und ist ein gerechter Zugang zu digitalen Informationen gewährleistet (Stichwort Digital Divide)? Zum Abschluss des Colloquium Fundamentale „Digitale Revolution“ wird über die Zukunft unserer digitalen Wissensgesellschaft diskutiert.
Zu den Bildern der Veranstaltung
Jens Best
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Dr. Tobias Matzner |
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Prof. Dr. Frank Lobigs Institut für Journalistik, Technische Universität Dortmund |