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ZAK Talks Programm am 14./15. Oktober 2023

Fotogalerie

Bilder der ZAK Talks

 

ZAK Talks Symposium ZAK/Theis
Symposium
ARTE-Filmnacht ZAK
ARTE-Filmnacht
Matinee ZAK
Matinee
Lesung Franziska Gänsler Linda Rosa Saal
Lesung

 

Öffentliches Symposium

Gesellschaft im Krisenmodus? Die Rolle von Wissenschaft, Politik und Journalismus in Nachhaltigkeitsdebatten

Samstag, 14. Oktober 2023, 10.30-16.45 Uhr (Eintritt frei, ohne Anmeldung)
Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, Saal Baden, Lammstr. 13–17

In den Räumen der 


© Foto: C.Markus Breig (KIT)

Grußwort

Prof. Dr. Thomas Hirth
Vizepräsident für Transfer und Internationales, KIT

 

CV von Prof. Dr. Thomas Hirth

 


© ZAK/Tanja Meißner

Begrüßung und Einführung

Prof. Dr. Senja Post

Professorin für Wissenschaftskommunikation und wissenschaftliche Leiterin des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale, KIT
 

CV von Prof. Dr. Senja Post

 

 

Lesen Sie hier die Einführung zu den ZAK Talks 2023 von Prof. Dr. Senja Post.

 

 

 

Panel 1:
Zwischen Wissenschaft und Politik:
Expertinnen und Experten in der politischen Entscheidungsfindung

Warum die Politik der Wissenschaft nicht folgen kann


Prof. Dr. Caspar Hirschi
Professor für Allgemeine Geschichte, Universität St. Gallen, Mitglied im Swiss Scientific Advisory Panel Covid-19

 

CV von Prof. Dr. Caspar Hirschi ⊻  

Caspar Hirschi ist Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität St. Gallen. Zu seinen Forschungsgebieten gehört das Verhältnis von Wissenschaft und Politik in Geschichte und Gegenwart. 2018 veröffentlichte er bei Matthes & Seitz das Buch Skandalexperten – Expertenskandale. Zur Geschichte eines Gegenwartsproblems, 2021 erschien im Leviathan der Aufsatz „Expertise in der Krise. Zur Totalisierung der Expertenrolle in der Euro-, Klima- und Coronakrise“. 2022 hat er im Auftrag des Schweizer Wissenschaftsrates einen Bericht zum Thema Wissenschaftliche Politikberatung in Krisenzeiten in der Schweiz: eine Analyse der Finanzkrise, des Fukushima-Unfalls und der COVID-19 Pandemie co-verfasst, der Optionen für eine Reform der wissenschaftlichen Politikberatung in der Schweiz vorstellte. Im gleichen Jahr wurde er ins Wissenschaftliche Beratungsgremium zu COVID 19 für die Schweizer Politik gewählt. Caspar Hirschi ist Gastkolumnist der NZZ am Sonntag und tritt regelmäßig in den Medien zu Fragen der wissenschaftlichen Politikberatung auf.

 

Abstract ⊻  

Wenn Forschende die Politik beraten, indem sie Handlungsempfehlungen abgeben, handeln sie zwangsläufig unwissenschaftlich. Seit David Hume wissen wir, dass von dem, was die Wissenschaft an Sachkenntnissen hervorbringt, kein logischer Schluss gezogen werden kann auf das, was für praktische Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Für praktisches Handeln im Allgemeinen und politische Entscheidungen im Besonderen ist Wissen – und mag es noch so solide und stabil sein – stets nur eine von vielen Grundlagen, die von Belang sind. Gerade in einer Demokratie spielen Interessen und Werte eine mindestens genauso starke Rolle wie wissenschaftliches Wissen, und noch vertrackter wird die Situation dadurch, dass wissenschaftliche Expertise ebenfalls nie ganz frei von Interessen und Werteprioritäten ist. Wenn Regierungen also sagen, sie würden „der Wissenschaft folgen“ oder es gelte „der Primat der Wissenschaft“, dann delegieren sie rhetorisch eine Aufgabe an Expertinnen und Experten, die diese mit ihren spezifischen Kompetenzen gar nicht übernehmen können – und in einer Demokratie auch nicht übernehmen sollten. Es geht also darum, einen sprachlichen und operativen Modus Vivendi zwischen Wissenschaft und Politik zu finden, der sowohl den Ansprüchen an überprüfbarer Wissenschaftlichkeit als auch an demokratischer Verantwortlichkeit besser gerecht wird.


© photoresque GmbH

Warum die Politik der Wissenschaft folgen kann, ohne Folge zu leisten

Prof. Dr. Laura Münkler
Professorin für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie, Universität Bonn

 

CV von Prof. Dr. Laura Münkler ⊻  

Laura Münkler hat die Schlegel-Professur für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Bonn inne. Zu ihren Forschungsfeldern zählen die Rechtsphilosophie und das Verfassungsrecht – hier insbesondere das Verhältnis von Wissen und Recht sowie die Experten in der Demokratie zuzuschreibende Rolle –, das Gesundheits- und Verwaltungsrecht.

Sie studierte von 2004 bis 2009 Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin. Dort legte sie 2009 und 2011 ihr erstes und zweites Staatsexamen ab. 2014 wurde sie mit einer Arbeit im Gesundheitsrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert. 2020 hat sie sich ebendort mit der Schrift „Expertokratie. Zwischen Herrschaft kraft Wissens und politischem Dezisionismus“ habilitiert. Hiernach folgten Berufungen an die Universitäten in Greifswald, Würzburg und Bonn.

 

Abstract ⊻  

Der Demokratie werden derzeit sowohl expertokratische als auch populistische Tendenzen attestiert. Grund hierfür ist, dass Demokratie prinzipiell weder ein symbiotisches noch widerstreitendes Verhältnis zu Expertise aufweist. Denn einerseits ist sie auf Expertenwissen angewiesen, andererseits darf sie die zu treffenden Entscheidungen nicht Experten überantworten. Obgleich Demokratie bedeutet, dass gerade keine Experten herrschen, heißt demokratisch zu entscheiden doch nicht, dass wissenschaftlichen Einsichten keine hervorgehobene Bedeutung zukäme. Gerade für die Bewältigung der verschiedenen Krisen, in denen wir uns befinden, dürfte sich vielmehr als mitentscheidend erweisen, einen überzeugenden Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu finden. Denn lösen lassen werden sich diese Krisen allenfalls im Wege demokratischen und zugleich wissensbasierten Entscheidens. Es gilt daher Mechanismen zu finden, die es ermöglichen, wissenschaftliche Erkenntnisse in die demokratische Entscheidungsfindung reflektiert einzubeziehen, ohne diese hierdurch auf Experten zu verlagern. Hieraus ist indes nicht die Konsequenz zu ziehen, dass „der Wissenschaft“ politisch nicht gefolgt werden könnte. Vielmehr geht es darum, ihr nicht in dem Sinne Folge zu leisten, dass der politische Entscheidungsgehalt nicht mehr erkennbar ist.

Warum wir neue Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik brauchen


Jan Freihardt
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe International Political Economy and Environmental Politics,
ETH Zürich, Vorsitzender von „Wissenschaf(f)t Zukünfte e.V.“

 

CV von Jan Freihardt ⊻  

Jan Freihardt studierte Umweltingenieurwissenschaften und Science, Technology and Policy in Berlin, Lausanne und Zürich. Gegenwärtig schreibt er an der ETH Zürich seine Doktorarbeit in Politikwissenschaften über umweltbedingte Migration in Bangladesch. Er engagiert sich seit Jahren in verschiedenen Umweltverbänden und -initiativen, u. a. bei Greenpeace, der BUNDjugend und dem BUND. Er ist Mitgründer und Vorstand des Vereins Wissenschaf(f)t Zukünfte e.V., der Studierende und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vernetzt, die sich für transformative Wissenschaft interessieren. Im März 2021 veröffentlichte er das Buch „Draußen ist es anders. Auf neuen Wegen zu einer Wissenschaft für den Wandel“.

 

Abstract ⊻  

Das Verhältnis von Wissenschaft und Politik wird häufig mit der Formel „Speaking truth to power“ umschrieben: Wissenschaft findet neue Erkenntnisse und übermittelt diese an die Politik. Aufgabe der Politik ist es dann, gesellschaftliche Entwicklungen unter Einbezug dieses neuen Wissens zu steuern. Komplexe Problemlagen wie die Klimakrise oder der Umgang mit Pandemien machen deutlich, dass solch ein vereinfachendes, lineares Modell heutzutage nur noch begrenzt der Realität entspricht. Freihardt argumentiert, dass Herausforderungen, die nur durch ein Zusammenspiel aller gesellschaftlichen Akteure bewältigt werden können, nach neuen Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik rufen. Konkret heißt das, dass Wissenschaft Politik nicht mehr lediglich informiert, sondern politische Entscheidungsprozesse aktiv begleitet und durch ihre Expertise unterstützt. Damit einher geht eine Verschiebung im Rollenbild von Wissenschaft, die nicht mehr beobachtend an der Seitenlinie steht, sondern selbst transformativ in Veränderungsprozessen wirkt.


© privat

Zwischen Neutralität und politischem Engagement: Das Selbstverständnis von Forschenden in öffentlichen Kontroversen

Nils Bienzeisler

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Wissenschaftskommunikation, KIT

 

CV von Nils Bienzeisler ⊻  

Nils Bienzeisler erforscht Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Politik und Medien. Er promoviert derzeit am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Bereich der Wissenschaftskommunikation. Zuvor schloss er sein Studium der Internationalen Kriminologie mit dem Master an der Universität Hamburg und einem Zwei-Fach-Bachelor Soziologie und Arabisch-Islamischer Kultur an der Universität Münster ab. Seit 2019 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter zunächst an der Universität Göttingen und später am KIT, wo er sich auf postnormale Wissenschaftskommunikation, Wissenschafts-Politik-Interaktionen und politisches Engagement in der Wissenschaft konzentriert. Er interessiert sich für die Rolle von Ideologien in der Wissenschaftskommunikation und wie sie unser Verständnis des Politischen prägen. Seine Dissertation behandelt die zunehmende Verschmelzung von innerwissenschaftlichen Diskursen und öffentlichen Kontroversen, insbesondere unter dem Einfluss digitaler Medien und sozialer Netzwerke. Mit einer kritischen Perspektive auf die Rolle von Wissenschaft und Politik in der Gesellschaft, analysiert Bienzeisler, wie wissenschaftliche Expertise verwendet wird, um politischen Einfluss auszuüben und gesellschaftliche Debatten zu formen. Durch seine Arbeit bietet er Einblicke in die Dynamik von Wissenschaft und Politik in der modernen Welt und trägt zur kritischen Reflexion über die Rolle von Wissenschaft und Expertise in unserer Gesellschaft bei.

 

Abstract ⊻  

Verfolgt man jüngste Debatten in der Öffentlichkeit, dann ist der Einfluss von Forschenden auf die Gesellschaft in den letzten Jahren gestiegen. Forschende wurden in der COVID-19-Pandemie oder angesichts des Verlustes der Artenvielfalt zu politischen Figuren, deren Expertise vielfach als Antwort auf gesellschaftliche Probleme gesehen wird. Dieser Wandel in der Rolle und Wahrnehmung der Wissenschaft wirft Fragen auf: Wie verstehen sich Forschende selbst in öffentlichen Kontroversen? Wie bewältigen sie den Spagat zwischen ihrer beruflichen Verpflichtung zur Neutralität und Unabhängigkeit und dem zunehmenden Druck, sich politisch zu positionieren und aktiv zu werden? Der Vortrag diskutiert diese Fragen im Kontext der Pandemie- und Biodiversitätsforschung. Dazu wird mit Daten aus quantitativen Befragungen und qualitativen Interviews beleuchtet, wie Forschende sogenannte Grenzarbeit leisten.

Diskussionsrunde mit den Panelisten

 

13-14 Uhr Mittagspause

 

Panel 2:
Informieren oder aktivieren? Standpunkte zum Klimajournalismus

Porträt

© KIT

Transformationsjournalismus als Herausforderung

Prof. Dr. Annette Leßmöllmann
Sprecherin Department für Wissenschaftskommunikation, KIT

 

CV von Prof. Dr. Annette Leßmöllmann ⊻  

Prof. Dr. Annette Leßmöllmann hat in Wien und Berlin Linguistik, Geschichte und Philosophie studiert und an der Universität Hamburg im DFG-Graduiertenkolleg „Kognitionswissenschaft“ promoviert. Als Wissenschaftsjournalistin berichtete sie u.a. für die ZEIT über KI, Sprache und Psychologie. 2006 übernahm sie die Professur für Journalistik mit dem Schwerpunkt Wissenschaftsjournalismus an der Hochschule Darmstadt und leitete den Studiengang Wissenschaftsjournalismus. Seit 2013 ist sie Professorin für Wissenschaftskommunikation mit dem Schwerpunkt Linguistik am KIT und hat dort die Studiengänge Wissenschaft – Medien – Kommunikation mitaufgebaut. Sie erforscht öffentliche Diskurse über KI und Gesundheitsthemen, leitet eine Forschungsunit des Center for Rhetorical Science Communication Research on Artificial Intelligence (RHET AI) und ist Co-Herausgeberin der Plattform wissenschaftskommunikation.de. Sie ist Mitglied des Hörfunkrats von Deutschlandradio.

 

Abstract ⊻  

Der Klimawandel bringt ein umfassendes Transformationsgeschehen mit sich. Was wir essen, wie wir reisen, welche Produkte erzeugt werden und wie man Infrastrukturen krisenfest macht – all das wird Gegenstand von tatsächlichen oder geforderten Veränderungen und führt zu Aushandlung und Streit in Politik, Gesellschaft und Alltag. Journalisten, die ja auch immer Beobachter der Gesellschaft und Anwälte ihrer Nutzer sind, arbeiten heute mit einer explosiven Gemengelage, in der sie auch selbst schnell in die Kritik kommen: Wie also sachlich berichten, ohne gleich als woke oder anti-woke zu gelten? Für Wissenschaftsjournalisten ist die Herausforderung besonders groß, da sie es mit agenda-getriebener Forschung zu tun bekommen, die sich für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzt. Wie hier wissenschaftliche Qualität erkennen? Und wie wissenschaftliche Ergebnisse thematisieren, die auch mal den Einstellungen der eigenen Leser- oder Nutzerschaft widersprechen? Journalismus in Transformationszeiten – Transformationsjournalismus – braucht womöglich neue Kompetenzen, gerade im Ressort Wissenschaftsjournalismus. Der Vortrag wird dazu einige Thesen in die Debatte einbringen.

Wir sind Klima – die globale Erwärmung als journalistische Offenbarung

Axel Bojanowski
Chefreporter Wissenschaft, WELT

 

CV von Axel Bojanowski ⊻  

Axel Bojanowski wurde 1971 in Hamburg geboren und wuchs dort auf. Abitur in Hamburg, Studium der Geowissenschaften mit den Schwerpunkten Klimatologie, Geophysik, Meereskunde in Heidelberg, Kiel und London. Er diplomierte in Klimaforschung. Seit 1997 arbeitet Bojanowski als Wissenschaftsjournalist, zunächst freiberuflich für zahlreiche Medien in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien; anschließend war er beim „Stern“ und der „Süddeutschen Zeitung“. Beim Wissenschaftsmagazin „Nature Geoscience“ begründete Bojanowski 2011 die Kolumne „In The Press“ über die Rezeption von Geowissenschaft in Massenmedien. Bojanowski war von 2010 bis 2019 Redakteur in der Wissenschaftsredaktion bei „Spiegel Online“. Dann übernahm er die Chefredaktion von „bild der wissenschaft“ und „natur“. Seit August 2020 ist Bojanowski Chefreporter Wissenschaft bei WELT. Er hat sich besonders mit seinen Spezialthemen Klima, Umwelt, Geoforschung und Meereskunde profiliert; seit langem begleitet er auch die Klimapolitik, insbesondere die UN-Klimakonferenz. Seine Bestseller „Nach zwei Tagen Regen folgt Montag“, „Die Erde hat ein Leck“ und „Wetter macht Liebe“ erzählen von überraschenden Phänomenen des Planeten Erde. Bojanowski wirkt zudem als Dozent für Journalismus, beispielsweise an der Akademie für Publizistik, und für Geoforschung. Seit 2022 verfasst er einen Newsletter über Hintergründe der Klimadebatte.

 

Abstract ⊻  

In der Debatte ums Klima geht es nur am Rande um Wissenschaft, sie ist im Wesentlichen ein Manichäismus, in dem andere Konflikte verhandelt werden. Anstatt die Debatte zu dechiffrieren, versteckte Interessen aufzudecken und die Ergebnisse der Klimawissenschaft zu dokumentieren, profitieren Journalisten vom Klima-Manichäismus. Auch den Vorwurf, sich „mit einer guten Sache gemeinzumachen“, nehmen Journalisten gerne in Kauf, dabei läuft der Vorwurf ins Leere. Die „gute Sache“ in der Klimadebatte bleibt dem manichäischen Weltbild verborgen.


© Björn Günther

Meinungsjournalismus — The good, the bad, and the ugly

Prof. Dr. Cornelia Mothes
Professorin im Bereich Journalistik und Medienmanagement, Hochschule Macromedia Leipzig

 

CV von Prof. Dr. Cornelia Mothes ⊻  

Cornelia Mothes ist Professorin für Journalismus und Medienmanagement an der Hochschule Macromedia in Leipzig. In ihren Lehrveranstaltungen vermittelt sie Journalismus-Studierenden Grundlagen zu evidenzbasierter Realitätsbeschreibung, empirischer Wissenschaftslogik und einem souveränen Umgang mit quantitativen Daten. Nach ihrer Promotion an der TU Dresden, gefördert durch ein Promotionsstipendium der „Studienstiftung des deutschen Volkes“, war sie als Post-Doc unter anderem an der Universität Hohenheim und über ein DAAD-Stipendium an der Ohio State University sowie als Vertretungsprofessorin an der LMU München tätig. Prof. Mothes Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Journalismusforschung, politischen Kommunikation und Medienpsychologie, mit einem besonderen Fokus auf den psychologischen Herausforderungen und Chancen der digitalen Informationsumgebung. Sie ist Vertreterin Deutschlands in der „World Association for Public Opinion Research“ (WAPOR), Teil des internationalen Forschungsprojektes „Journalistic Role Performance“ und Mitglied im Editorial Team der Fachzeitschrift „Media and Communication“.

 

Abstract ⊻  

Eine der wichtigsten Aufgaben des Journalismus in einer Demokratie ist es, den Bürgerinnen und Bürgern eines Landes eine sachliche Informationsgrundlage zu liefern, damit diese sich über wichtige gesellschaftliche Themen eine unabhängige Meinung bilden können. Was sich leicht liest, ist in der Realität mit gewissen Herausforderungen verbunden – insbesondere bei heute zunehmend komplexer werdenden Themen, die in vielen Fällen auf unsicheren bis widersprüchlichen Befundlagen beruhen und gleichzeitig oft ethisch-moralische Wertedebatten tangieren. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird in der journalistischen Praxis wie auch Forschung vermehrt die Frage aufgeworfen, inwiefern Journalismus überhaupt wertfrei bleiben kann und sollte.
Der Impuls-Vortrag möchte drei Perspektiven auf diese Frage eröffnen, indem er darstellt, warum und wo Meinung im Journalismus wichtig ist, um gesellschaftliche Orientierung zu unterstützen („the good“), wann Meinung im Journalismus problematisch wird, weil sie einseitige Sichtweisen und Intoleranz fördert („the bad“) und wie Meinung im Journalismus zur Gefahr werden kann, wenn sie ungewollt einen Nährboden für antidemokratische Tendenzen schafft („the ugly“), die nicht zuletzt auch den Journalismus selbst als demokratische Institution unterwandern.

Schreiben, was sein könnte: Sollte der Journalismus angesichts des Klimawandels neutral bleiben?

Harald Staun
Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

 

CV von Harald Staun ⊻  

Harald Staun, 1970 in München geboren. Nach dem Abitur volontierte er in der Burda-Journalistenschule, anschließend studierte er in München Politikwissenschaften, Amerikanische Kulturgeschichte und Komparatistik. Als freier Mitarbeiter schrieb er nach dem Studium unter anderem für das Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“. Seit Juli 2001 arbeitet er für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, seit Mai 2007 leitet er als fester Redakteur die Medienseite der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

 

Abstract ⊻  

Die Herausforderungen durch den Klimawandel haben zu einer Debatte dazu geführt, wie man das von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragene Projekt des Klimaschutzes medial begleiten soll. Ist es legitim, wenn sich Journalistinnen und Journalisten für die zum Erreichen der Klimaziele notwenigen sozialen und politischen Transformationsprozesse einsetzen? Haben sie womöglich sogar eine moralische Verpflichtung, umfassender über die Bekämpfung des Klimawandels zu berichten? Oder sollen sie selbst angesichts verfassungsrechtlicher Anerkennung der Aufgaben des Klimaschutzes „neutral“ bleiben? Was aber wäre eine objektive Position zwischen dem alarmistischen Dringlichkeitdiskurs von Klimaaktivistinnen und -aktivisten und der verharmlosenden „Weiter so“-Rhetorik ihrer Kritikerinnen und Kritiker? War das Ideal der „Objektitivität“, das auch in anderen Bereichen zunehmend hinterfragt wird, nicht immer schon ein fragwürdiges Ideal mit einem im schlimmsten Fall ideologischen Charakter?

Diskussionsrunde mit den Panelisten

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Einlass ist jederzeit bis 14:45 Uhr möglich, auch wenn einzelne Vorträge bereits begonnen haben.
Die Veranstaltung wird durch eine Gebärdensprachverdolmetschung begleitet.

 

 

ARTE-Filmnacht

Samstag, 14. Oktober 2023, 19-24 Uhr (Eintritt frei, ohne Anmeldung)
ZKM │ Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Medientheater, Lorenzstr. 19

Veranstaltung des ZAK in Kooperation mit ARTE und dem ZKM | Karlsruhe. Filmabend mit Dokumentationen und Wissensserien.
Im Fokus der Filmnacht stehen die aktuellen Themen unserer Zeit. Klima, Energie und Globalisierung und wie wir diese Herausforderungen als Gesellschaft bewältigen und mit deren Entwicklungen und Bedrohungen jetzt und in Zukunft umgehen.

19.00 Uhr

Kreislauf des Lebens – Die Gaia-Hypothese
Dokumentarfilm von Nigel Walk
ARTE / ZDF 2021, 85 Min.

Filmbeschreibung ⊻  

Der ARTE-Dokumentarfilm lüftet die Geheimisse eines innovativen Konzepts der Kreislaufwirtschaft – ein Wirtschaftssystem, das auf der Idee basiert, dass nichts verschwendet werden sollte. Es ist eine täuschend einfache Idee – und eine, die im Herzen der Natur und der natürlichen Welt liegt, aber sie ist weit entfernt von der Art und Weise, wie die meisten von uns unser Leben im 21. Jahrhundert leben – und sie hat das Potenzial, die Ressource unseres Planeten zu retten und uns vor den Verwüstungen des zukünftigen Klimawandels zu bewahren. Der Film erzählt die Geschichte von vier Visionären und Visionärinnen aus aller Welt, deren Denken das Konzept der Kreislaufwirtschaft prägt und beeinflusst – der 102-jähriege Erfinder Dr. James Lovelock, die Biomimikry-Biologin Janine Benyus, der Ingenieur und Designer Arthur Huang und der Finanzier John Fullerton.

 

20.35 Uhr

Europa. Kontinent im Umbruch: Energie für alle
Dokumentation von Pierre-Olivier Francois
ARTE GEIE / ARTE France / MDR 2022, 52 Min.

Filmbeschreibung ⊻  

Alle Europäer wollen Licht bei sich zu Hause, Wärme im Winter, und alles so billig wie möglich. Die Wenigsten verstehen, wo die Energie überhaupt herkommt. Die ARTE-Dokumentation folgt dem Gemisch aus Energien und Versorgung angesichts der Tatsache, dass wir von fossilen Energien auf nachhaltige Energien umsteigen müssen. Wer sind die Gewinner und wer sind die Verlierer? Viele Länder beschleunigen die Umstellung auf nachhaltige Energien, ganz besonders nach dem Beschluss des „Green New Deals“ durch die EU. Entscheidungen müssen getroffen werden zwischen groß angelegten Projekten und einer etwas menschlicheren Herangehensweise. All das wird das Antlitz Europas verändern und die Konsequenzen werden viele Jahre lang spürbar sein. Die Corona Pandemie hat gezeigt, dass Regierungen im Angesicht einer großen Bedrohung durchaus in der Lage sind, schnell massive Veränderungen durchzuführen. Aber ist der Zeitplan angesichts des Klimawandels noch zu halten?

21.35 Uhr

42: Die Antwort auf fast alles – Kann Geoengineering das Klima retten?
Wissensserie von Petra Thurn
ARTE / HR 2021, 29 Min.

Filmbeschreibung ⊻  

Inzwischen ist es doch klar: für die Erderwärmung sind wir verantwortlich und wir müssen die Emissionen senken. Doch das geht viel zu langsam. Die ARTE-Wissensfolge beschäftigt sich mit der Frage, was wäre, wenn wir die Erde irgendwie selbst abkühlen, ins Klimasystem eingreifen, unser C02 zurückholen? Das Klempnern am Klima ist längst keine Science-Fiction mehr. Es nennt sich Geoengineering und bündelt verrückte und weniger verrückte Eingriffe ins Klimasystem.


42: Die Antwort auf fast alles – Retten Städte die Welt?
Wissensserie von Petra Thurn
ARTE / NDR 2022, 28 Min.

Filmbeschreibung ⊻  

Diese ARTE-Wissensfolge beschäftigt sich mit dem Wettlauf gegen den Klimawandel. Was, wenn Städte diesen entscheiden? Mehr als 70 Prozent aller Erdbewohner werden laut UN 2050 urban leben. Vor allem Städte wie Lagos, Delhi oder Jakarta wachsen. „Der Kampf ums Klima wird im globalen Süden gewonnen oder verloren“, sagt Xuemei Bai, australische Professorin für Nachhaltigkeitsforschung. Doch auch europäische Städte können sich nicht zurücklehnen. Städte weltweit stehen vor dem Spagat: Wie können sie möglichst viele Bewohner nachhaltig unterbringen und lebenswert sein? Sollten wir alle in Megacitys leben, um die Welt zu retten?

22.35 Uhr

Late-Night-Imbiss

23.05 Uhr

Superspeicher – Power auf Dauer?
Dokumentation von Michaela Kirst und Martin Gronemeyer
ARTE / ZDF 2022, 52 Min.

Filmbeschreibung ⊻  

Wie können wir den grünen Strom aus Wind und Sonne speichern, für Zeiten, wenn die Sonne nicht scheint und die Windräder bei Flaute stillstehen? Die ARTE-Wissenschaftsdokumentation begleitet Forschende bei der spannenden Suche nach neuen Speichertechnologien, von Wasserstoff bis zum Schwungrad aus Kohlefaser. Denn nur mit leistungsfähigen Speichern kann der Umstieg auf erneuerbare Energien – und damit die Energiewende gelingen.

 

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Einlass ist jederzeit möglich, auch wenn einzelne Filme bereits begonnen haben.

 

Matinee

Sonntag, 15. Oktober 2023, 11-13 Uhr (Eintritt frei, ohne Anmeldung)
Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, Saal Baden, Lammstr. 13–17

In den Räumen der 

Notstand Klimakrise? Implikationen für Demokratie und Rechtsstaat

Welche Auswirkungen hat der Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts? Welche Stärken und Schwächen weisen Demokratien in Zeiten von Krisen wie dem Klimawandel auf und wie gehen wir mit diesen um? In der Matinee werden diese und weitere Fragen vor dem Hintergrund von Klimaaktivismus und Generationengerechtigkeit thematisiert.


© ZAK/Tanja Meißner

Begrüßung

Prof. Dr. Senja Post
Professorin für Wissenschaftskommunikation und w
issenschaftliche Leiterin des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale, KIT
 

CV von Prof. Dr. Senja Post

 

Moderation: Markus Brock

Moderator, 3sat und SWR

 

CV von Markus Brock ⊻  

Markus Brock, geboren 1963, ist Fernsehmoderator bei 3sat und dem SWR. Seit vielen Jahren moderiert er dort Talkshows, Magazine und Reportagen, wie aktuell den MuseumsCheck auf 3sat. Brock studierte Politikwissenschaften und Soziologie in Heidelberg. Neben diversen weiteren Sendungen für ARD und ZDF moderierte der gelernte Redakteur zehn Jahre lang zahlreiche Radiosendungen bei SWF3. Heute ist er auf SWR2 zu hören. Des Weiteren moderiert Brock häufig Diskussionsveranstaltungen, Foren und Events zu den unterschiedlichsten Themen. Zu seinen Spezialgebieten gehören unter anderem Wissenschaft und Forschung, sowie Wirtschaft und Kultur.

 

 

Podiumsdiskussion mit:


© Anne Hufnagl

Ralf Fücks
Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter des Zentrum Liberale Moderne

 

CV von Ralf Fücks ⊻  

Ralf Fücks ist geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne. Davor leitete er 21 Jahre lang die Heinrich-Böll-Stiftung und war Bundesvorsitzender der Grünen und Senator für Umwelt und Stadtentwicklung in Bremen. Eine Passion für Ökologie und Freiheit spiegelt sich auch in Fücks Büchern „Intelligent Wachsen. Die grüne Revolution“ (2013) und „Freiheit verteidigen. Wie wir den Kampf um die offene Gesellschaft gewinnen“ (2017, beide im Hanser-Verlag) wider.

 

 

Lina Johnsen
Klimaaktivistin und Sprecherin der „Letzten Generation“

 

CV von Lina Johnsen ⊻  

Lina Johnsen ist 25 Jahre und steht kurz vor dem Ende ihres Studiums Liberal Arts and Sciences mit der Schwerpunktrichtung Earth and Environmental Sciences in Freiburg. Seit dem Frühjahr 2022 engagiert sie sich bei der Letzten Generation. Zunächst als Deeskalationsperson, dann beteiligte sie sich selbst bei Straßenblockaden, hielt Vorträge. Seit Herbst 2022 arbeitet sie im Presseteam und ist eine der Sprecherinnen. Neben dem Studium arbeitete sie im Fraunhofer ISE als wissenschaftliche Hilfskraft, bis sie anfing sich auf ihre Bachelor Arbeit zum Thema „Motivation von Klimaaktivist:innen der Letzten Generation“ und die zunehmende Öffentlichkeitsarbeit zu konzentrieren.

 


© KundN, Iserlohn

Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger
Professorin für Öffentliches Recht, insb. Verwaltungsrecht, Georg-August-Universität Göttingen

 

CV von Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger ⊻  

Angela Schwerdtfeger ist seit März 2020 Professorin für Öffentliches Recht, insb. Verwaltungsrecht, an der Juristischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Trier und Lyon wurde sie 2009 mit einer mehrfach ausgezeichneten umweltrechtlichen Arbeit in Trier promoviert. Nach dem Referendariat mit Stationen unter anderem im Bundeswirtschaftsministerium und am Gerichtshof der Europäischen Union, habilitierte sie sich 2017 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Schrift „Krisengesetzgebung“. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im internationalen, europäischen und deutschen Verwaltungsrecht, insbesondere im Umwelt- und Klimaschutzrecht, im europäischen Grundrechtsschutz sowie im Parlamentsrecht. Prof. Schwerdtfeger leitet verschiedene interdisziplinäre Forschungsprojekte zu Fragen des Klimaschutzes. Seit Juli 2021 ist sie stellvertretendes Mitglied des Niedersächsischen Staatsgerichtshofs.

 


© KIT

Prof. Dr. Christian Seidel
Professor für Philosophische Anthropologie, Department für Philosophie, KIT

 

CV von Prof. Dr. Christian Seidel ⊻  

Christian Seidel ist Professor für Philosophische Anthropologie am Department für Philosophie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Nach dem Studium der Philosophie, Logik & Wissenschaftstheorie, Psychologie, Mathematik und Ökonomie an Universitäten in München, Bologna, Berlin und London und der Promotion in Philosophie in Bern folgten Stationen in Zürich und Erlangen. In Forschung und Lehre befasst sich Prof. Seidel u.a. mit Klimaethik, Selbstbestimmung sowie Moral(ismus) in öffentlichen Diskursen. Zusammen mit Dominic Roser schrieb er die Bücher „Ethik des Klimawandels. Eine Einführung“ und „Climate Justice. An Introduction“ und zusammen mit Christian Neuhäuser das Buch „Was ist Moralismus?“.

 

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die Veranstaltung wird durch eine Gebärdensprachverdolmetschung begleitet.

 

Lesung

Sonntag, 15. Oktober 2023, 15-16.30 Uhr (Eintritt frei, Anmeldung nötig)
Badisches Staatstheater Karlsruhe, STUDIO, Hermann-Levi-Platz 1

Franziska Gänsler: „Ewig Sommer“

Lesung mit anschließendem Publikumsgespräch

Veranstaltung des ZAK in Kooperation mit dem Badischen Staatstheater Karlsruhe 

Anmeldung

Anmeldung zur Lesung der ZAK Talks am Sonntag, den 15. Oktober 2023 um 15 Uhr im Staatstheater Karlsruhe.

Zur Anmeldung

Moderation: Sonja Walter
Chefdramaturgin, Badisches Staatstheater Karlsruhe

Franziska Gänslers vielbeachtetes Romandebüt erzählt vor dem Hintergrund der Klimakrise von der Begegnung zweier Frauen in einer fiktiven, nicht allzu fernen Zukunft.

Eine junge Mutter kommt mit ihrer Tochter in ein Hotel, in dem schon lange keine Gäste mehr abgestiegen sind. Seitdem die Brände im benachbarten Wald toben, hat der einstige Kurort seinen Reiz verloren. Für Iris, die Besitzerin des Hotels, ist der unerwartete Besuch gleichzeitig willkommene Abwechslung und Grund zur Sorge: Irgendetwas scheint mit der Fremden nicht zu stimmen. Ist sie auf der Flucht vor ihrem Mann? Sollte sie der Frau, die sich nicht immer angemessen um ihre Tochter zu kümmern scheint, helfen? Oder müsste sie das Kind vor ihr schützen? Mit der Zeit kommen sich die beiden Frauen näher und fangen an, die Schatten ihrer Vergangenheit auszuleuchten. Iris ahnt, dass dieser Besuch früher oder später ein jähes Ende finden wird – unklar ist nur, aus welcher Richtung wirklich die Gefahr droht.

 

 

Linda Rosa Saal

Franziska Gänsler, geboren 1987 in Augsburg, hat in Berlin, Wien und Augsburg Kunst und Anglistik studiert. 2020 stand sie auf der Shortlist des Blogbuster-Preises und war Finalistin des 28. open mike. „Ewig Sommer“ ist ihr Debütroman. Sie lebt in Augsburg und Berlin.