Öffentliche Wissenschaft: Herausforderung für Universität und Gesellschaft

Das vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft im Jahr 1999 organisierte Symposium „Public Understanding of the Sciences and Humanities“ (PUSH) gab wichtige Anstöße für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, welche zu der Gründung der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ (WiD) führten. Als Vorbild galten die PUSH‐Initiatoren in den USA und in Großbritannien, wo sich bereits seit den 80er Jahren eine breite Bewegung zum Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft durgesetzt hatte.

In der Tat zeigen die Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre, dass sich Wissenschaftsthemen in Fernsehen, Radio und Presse etabliert haben. Zweifelsohne trägt die Popularisierung der Wissenschaft zur Förderung des mündigen Bürgers. Aber schafft diese Art der Wissenschaftsvermittlung auch die Rahmenbedingungen für einen wechselseitigen Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft? Die institutionelle Verantwortung der Universität und der Wissenschaftspolitik spielt an dieser Stelle eine entscheidende Rolle. Initiativen wie die Kinder-Uni oder die zahlreichen Aktivitäten der seit 2000 stattfindenden Wissenschaftsjahre sind aus dieser Einsicht heraus entstanden. Universitäre Einrichtungen wie das ZAK bringen diese Ziele durch öffentliche Veranstaltungen zur Geltung.

Im Zuge neuer Kommunikationsmöglichkeiten (Web 2.0) vollzieht sich ein Wandel. Plattformen wie Science Blogs oder Open Sharing-Projekte sind erste Bausteine auf dem Weg zu einer interaktiven Wissensvermittlung, deren Reichweite noch nicht abzuschätzen ist. Die Wissenschaft lässt bereits eine heterogene Öffentlichkeit an ihren Forschungsinitiativen und Ergebnissen teilhaben. Durch den offenen Kontakt gelingt es, die Akzeptanz und Wirkung von Forschungsinnovation zu antizipieren. Aber inwiefern ist die heutige Wissenschaftskommunikation imstande, aktive Bürgerpartizipation zu gewährleisten? Wovon hängt diese ab? Und welche Strategien soll man in Zukunft hinsichtlich einer größeren Zugänglichkeit der Wissenschaft verfolgen?

Ziel des Colloquium Fundamentale ist es, Einblicke in den Bereich der Wissenschaftskommunikation zu ermöglichen. Das Thema wird durch Fragen nach Form, Inhalt, Motivation und Zielsetzung der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft erläutert. Die Vorträge analysieren nicht nur die Wissensvermittlung in Zeiten der Globalisierung, sondern diskutieren auch die unterschiedlichen Ausprägungen des Wissenstransfers.

Konzept und wissenschaftliche Leitung:

Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK

Organisation: Jesús Muñoz Morcillo M.A.

Pressearbeit: Sigrid M. Heneka-Peters M.A.

Ort: NTI-Hörsaal, Geb. 30.10, Engesserstr. 5, EG

Termine: Donnerstags (s.u.), 18h00 – 19h30

Veranstaltungsübersicht

29.4.

Eröffnungsvortrag: Wissenschaft im Dialog. Bilanz der Wissenschaftskommunikation in Deutschland

Prof. Dr. Gerold Wefer
Vorstand im Lenkungsausschuss von "Wissenschaft im Dialog"

Prof. Wefer Welche Rolle hat die Öffentliche Wissenschaft in der Vergangenheit gespielt – und welche Aufgaben liegen im nächsten Jahrzehnt vor ihr? Professor Wefer zieht eine Bilanz über die Entwicklungen der deutschen Wissenschaftskommunikation, mit denen die Demokratisierung der Wissenschaft vorangetrieben wird. Die Initiative ‚Wissenschaft im Dialog‘ (WiD) des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und den führenden deutschen Wissenschaftsorganisationen bringt Wissenschaft und Gesellschaft miteinander ins Gespräch und will die Faszination für Forschung in den verschiedenen Altersgruppen entfachen. Professor Wefer stellt bereits existierende Konzepte wie den ‚Wissenschaftssommer‘ und das paneuropäische Wissenschaftsfestival ‚Euroscience Open Forum‘ (ESOF) vor. Die Verortung dieser Projekte der Wissenschaft im öffentlichen Raum dient als Grundlage für Visionen und Perspektiven für das nächste Jahrzehnt.

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Interview mit dem Referenten: Wenn Wissenschaftler von Bürgern lernen

 

20.5.

!!ENTFALLEN!! Vertrauen in Wissenschaft durch Wissenschaftskommunikation?

Prof. Dr. Matthias Kohring
Institut für Kommunikationswissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

HINWEIS: Leider muss der Vortrag von Herrn Prof. Dr. Kohring aus gesundheitlichen Gründen ENTFALLEN.

Kohring Bis heute liegt allen Initiativen für eine Verbesserung des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft eine prinzipielle Annahme zugrunde: Die sogenannte Laienbevölkerung sollte wissenschaftlich besser informiert werden, um so die innere Logik und die gesellschaftliche Notwendigkeit der Wissenschaft besser nachvollziehen und einschätzen zu können. In der Folge werde die Wissenschaft auch ein höheres Vertrauen in der Bevölkerung genießen. Dr. Kohring, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, stellt die Stimmigkeit dieser Grundannahme in Frage, indem er sich gegen die Gültigkeit der gängigen Überzeugung „Vertrauen durch Wissen“ ausspricht. In seinem Vortrag wird Prof. Dr. Kohring u.a. die Konsequenzen, die sich hieraus für die Wissenschaftskommunikation ergeben, erörtern.

 

27.5.

Die Rolle der Universität in der Wissensgesellschaft

Prof. Dr. Ulrike Felt
Vorständin des Instituts für Wissenschaftsforschung, Universität Wien

Prof. Dr. Ulrike Felt Derzeit wird der gesellschaftliche Platz der Universitäten nach Begriffen wie Autonomie, Management, Effizienz oder Kundenorientierung neu verortet. In diesem Zusammenhang erfährt auch die Wissenschaftskommunikation eine neue, bedeutendere Positionierung. In ihrem Vortrag wird Professorin Felt auf die heutige Praxis der Wissenschaftskommunikation an Universitäten und auf die Zusammenhänge zwischen Wissenschaft, Entscheidungsträgern und Gesellschaft eingehen. Dabei gilt es insbesondere jene Bereiche auszuloten, die kaum Beachtung finden, wie etwa die bedeutende Binnenöffentlichkeit, die durch die Studentenschaft entsteht. Felt wird der Frage nachgehen, wo sich den Universitäten neue Kommunikationsräume zur Gesellschaft erschließen und wie sie die Wissenschaftskommunikation jenseits der wachsenden „Eventisierung“ und dem Kampf um Aufmerksamkeit weiterentwickeln können.

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17.6.

Wissenschaft - Museum - Öffentlichkeit: Zusammenarbeit von Universität und Museen

Prof. Dr. Hartwig Lüdtke
Leiter des Landesmuseums für Technik und Arbeit Baden-Württemberg

Prof. Dr. Hartwig Lüdtke Im Wechselverhältnis zwischen der wissenschaftlichen Forschung und der Öffentlichkeit kommt der Institution Museum traditionell die Rolle des vermittelnden Mediums zu: Forschungsergebnisse werden öffentlich gemacht und dabei zugleich in ihren fachdisziplinären Kontext eingebaut. Zudem etablierte sich das Museum in den vergangenen Jahren zunehmend als Forum für öffentliche Debatten. Um diese Funktion des Vermittlers ausüben zu können, ist eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Museen und Universitäten unverzichtbar. Prof. Dr. Lüdtke wird in seinem Vortrag auf diese wichtige Symbiose eingehen und die verschiedenen Aspekte der zu leistenden Forschungsarbeit durchleuchten; zu nennen sind u.a. die angewandte Restaurierungsforschung und die Lern- und Bildungsforschung. Darüber hinaus wird Prof. Dr. Lüdtke die museumsethischen Grundlagen darlegen und eine Einschätzung der aktuellen Situation der Museen in Deutschland geben.

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1.7.

Intelligentes Lernen und nützliches Wissen

Prof. Dr. Elsbeth Stern
Leiterin des Instituts für Verhaltenswissenschaften, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

Prof. Dr. Stern Dass Übung den Meister macht, ist gemeinhin bekannt. Dass die Übung allerdings intelligent angelegt sein muss, wird oftmals nicht berücksichtigt. Das Ergebnis ist in vielen Fällen träges Wissen, das ausschließlich repetiert, nicht aber auf neue Situationen übertragen werden kann. Wissen, das ist „kein Eintrag im Lexikon, der kopiert und abgespeichert wird, sondern eine Verknüpfung im Gehirn“, lautet die Hauptthese der Verhaltenswissenschaftlerin Prof. Dr. Elsbeth Stern. In ihrem Vortrag wird sie erörtern, wie Lernen gestaltet sein sollte, um „verwertbares Wissen“ zu erreichen: In einem Zusammenspiel von bestehendem Vorwissen und verstehendem Lernen, entstehe ein Wissen, das problemlos auch auf andere Wissensbereiche und Kontexte angewendet, erweitert und gegebenenfalls revidiert werden könne.

ACHTUNG RAUMÄNDERUNG: Die Veranstaltung findet im Lichttechnik-Hörsaal (LTI), KIT Campus Süd, Engesserstraße 13, Geb. 30.34, Raum 022 statt. ACHTUNG RAUMÄNDERUNG!

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Interview mit der Referentin: Das Gehirn ist kein Muskel, den man trainieren kann

 

15.7.

Podiumsdiskussion: Deutsche Öffentliche Wissenschaft im Europäischen Vergleich

Goetz-Soebel
Christiane Götz-Sobel
Leiterin der Redaktion "Naturwissenschaft und Technik" im ZDF
Matthias Kohring
Prof. Dr. Matthias Kohring
Institut für Kommunikationswissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Herbert Münder
Dr. Herbert Münder
Geschäftsführer von "Wissenschaft im Dialog"
Eva-Maria Streier
Dr. Eva-Maria Streier
Direktorin der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der DFG

Die Wissenschaftskommunikation wurde in den europäischen Ländern in den letzten Jahren stark gefördert. In Deutschland erfreuen sich Science Centers, Angebote wie die Kinderuni, Science Festivals und Wissenschaftssendungen wachsender Beliebtheit. Dennoch sollte man sich fragen, welche Ziele damit verbunden sind: Steht die Akzeptanz von Forschung im Vordergrund oder fördert man den Dialog zugunsten einer gemeinsamen Entwicklung? Vor diesem Hintergrund wird in der Podiumsdiskussion u.a. über die Strategien zur Verankerung der Bedeutung von Wissenschaft im Bewusstsein der Bevölkerung diskutiert sowie über die Vermittlerrolle des Fernsehens und die Medienkompetenz von Wissenschaftlern und Zuhörern.

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Illustration: Cécile Noël / www.framboise-noel.eu