Die deutsche Außenpolitik ruht seit dem Ende des zweiten Weltkrieges auf zwei Pfeilern: zum einen auf der europäischen Integration und zum anderen auf der transatlantischen Zusammenarbeit und Orientierung. Anfänglich waren die transatlantische Zusammenarbeit und vor allem die Unterstützung Deutschlands seitens den USA hauptsächlich durch die strategische Notwendigkeit geprägt, der sowjetischen Bedrohung entgegen zu wirken.
Auf dem Fundament einer gemeinsamen Sicherheitspolitik entstand eine immer enger werdende Zusammenarbeit auf allen anderen gesellschaftlichen Ebenen. Langezeit galten die USA nicht nur in Deutschland als Vorbild in Demokratie, Menschen- und Völkerrecht, sondern auch in weiteren Gesellschaftsbereichen. In der Wissenschaft und Forschung, vor allem in der Wirtschaft, intensivierte sich der Austausch und die gemeinsamen Handlungsfelder.
Spätestens seit dem Vietnamkrieg haben die USA ihre Vorbildfunktion in den Augen vieler Europäer eingebüßt. Früher hielt man den USA zugute, die Demokratie zurück nach Europa gebracht und weltweit vertreten zu haben. Heutzutage werfen immer mehr Kritiker der Regierung im Weißen Haus vor, vorrangig politische und wirtschaftliche Machtinteressen zu vertreten..
Die Art der Inhaftierung auf Guantanamo Bay, das Festhalten an der Todesstrafe, die Verweigerung der Annerkennung des Internationalen Strafgerichtshofs und der Ratifizierung des Kyoto Abkommens, die Pläne zur Überwachung der eigenen Bevölkerung und der von vielen als Bruch des Völkerrechts gesehene Irakkrieg markieren nur die wichtigsten Brennpunkte der momentanen politischen Verstimmungen zwischen den transatlantischen Partnern. Vieles sei durch die Auseinandersetzungen der letzten Monate belastet, heißt es. Vor allem zwischen Deutschland und den USA türme sich ein diplomatischer Scherbenhaufen. Von einer Eiszeit ist die Rede und von irreparablen Schäden. Während die Einen für eine Rückbesinnung auf alte, gemeinsame Werte in bewährter Partnerschaft plädieren, treten Andere für eine Emanzipation der EU von den USA und für eine Neubewertung der transatlantischen Beziehungen ein.
Unbeeinflusst vom Politischen scheint hingegen die Zusammenarbeit auf den gesellschaftlichen Ebenen positiv weiter zu verlaufen. Wirtschaftlich waren Deutschland und die USA noch nie so eng verflochten wie heute. In der Europäischen Union ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der Vereinigten Staaten. Umgekehrt werden nirgendwo außerhalb der EU so viele deutsche Produkte abgesetzt wie in den USA.
Wie sind die transatlantischen Beziehungen vor diesem Hintergrund im Ganzen zu bewerten? Wie groß ist der Einfluss von Medien und think tanks auf die freundschaftlichen Beziehungen, die die transatlantischen Völker verbinden? Und wie groß ist ihre tatsächliche Verlässlichkeit nach Ende des Kalten Krieges in einer globalisierten Welt? Inwieweit brauchen wir die USA als Ordnungsmacht und inwieweit beängstigt uns ihre hegemoniale Stellung? Wie groß muss und darf die europäische Unabhängigkeit und Emanzipation im 21. Jahrhundert sein?
Das Colloquium Fundamentale wird in Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Streitgesprächen zum Thema "Transatlantische Beziehungen auf neuen Wegen?" mit Experten und themenspezifischen Referenten zu kontroversen und gesellschaftskritischen Überlegungen anregen.
Konzept und wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK
Veranstaltungsübersicht
6. November 2003
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Macht außer Kontrolle Dr. Ulrich Schiller, Köln Publizist, ehem. ARD-Korrespondent Belgrad, Moskau und Washington |
20. November 2003
Beginn 20.00 Uhr ! |
Weltmacht Amerika: Das neue Rom Peter Bender, Berlin Publizist, ehem. WDR-Redakteur und ARD-Korrespondent |
4. Dezember 2003
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Vom Tellerwäscher zum Millionär: Der amerikanische Erfolgsmythos Prof. Dr. Klaus P. Hansen Institut für Amerikanistik, Universität Passau |
11. Dezember 2003
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Macht, Medien und Meinung Oliver Krieg Direktor der Abteilung Politische Meinungsbildung, TNS Emnid, Bielefeld |
8. Januar 2004 |
Gespräch Der Unilateralismus in den USA als Problem für die transatlantischen Beziehungen Dr. Jochen Hippler Institut für Entwicklung und Frieden, Universität Duisburg Dr. Andrew Denison, Königswinter Analyst und Publizist, assoziierter Wissenschaftler am Institut für Strategische Analysen Bonn |
15. Januar 2004 |
Die neue Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands Prof. Dr. Joachim Krause Institut für Sicherheitspolitik, Universität Kiel |
5. Februar 2004
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Abschlusspodium Großer Bruder USA? Die Sicherheitspolitik Europas im Zeitalter der Globalisierung mit namhaften Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, u.a. mit Angelika Beer, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen |