Europäische Kulturtage 2014
Prof. Dr. Gerald Schneider
Tödliche Logik. |
Curriculum Vitae
Gerald Schneider, geboren 1962 in Zürich, ist Professor für Internationale Politik und geschäftsführender Herausgeber von “European Union Politics”.
Seine Hauptforschungsgebiete sind Entscheidungsprozesse in der EU, Ursachen und Konsequenzen der politischen Gewalt, die internationale politische Ökonomie von Finanzmärkten, Verhandlungen und Konfliktmanagement. Schneider verteidigte seine Dissertation an der Universität Zürich 1991, arbeitete als Postdoc an der University of Michigan (Ann Arbor) für zwei Jahre und war chargé d´enseignements (1992 – 1995) am Genfer Institut universitaire de hautes études internationales.
Er war Professor für Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart (1996-1997) und Programmdirektor an der Universität Bern (1994-1997), bevor er 1997 in Konstanz den Lehrstuhl für Internationale Politik übernahm. Gerald Schneider hat als Gastwissenschaftler an der Università Bocconi (Visiting Research Professor), Karlsuniversität Prag, Harvard University, Universität Kobe, Sciences Po Paris (Grosser Lehrstuhl) und der Università Siena gewirkt.
Seine Publikationsliste umfasst rund 150 Artikel und Buchkapitel.
Schneider ist Präsident der European Political Science Association.
Schneider war von 2013-2015 Präsident der European Political Science Association und hat als Vizepräsident von 2003-2004 bei den International Studies Association gewirkt, für die er 2009 das 50. Jahrestreffen als Program Chair in New York City mitorganisierte. Schneider hat als Berater und Gutachter für verschiedene Organisationen gearbeitet, darunter auch die Weltbank und die National Science Foundation. Ferner ist er seit 2007 Mitglied verschiedener Auswählausschüsse der Alexander von Humboldt Stiftung gewesen und von 2008 bis 2013 Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Swiss Network of International Studies.
Abstract
Tödliche Logik.
Wie Gewalt gegenüber Zivilisten in Bürgerkriegen entsteht und wie sie sich verhindern lässt
In vielen neueren Bürgerkriegen ist die Zivilbevölkerung das Hauptopfer der Gewalttätigkeiten. Der Vortrag ordnet diese sog. einseitige Gewalt in die internationale Konfliktforschung ein. Ich definiere einseitige Gewalt als eine Ausdrucksform von asymmetrischer Kriegsführung und kontrastiere strategische und organisationelle Erklärungen zur Kriegsgewalt gegenüber der Zivilbevölkerung. Einseitige Gewalt kann in der strategische Logik sowohl ein Instrument der schwächeren wie auch der stärkeren Seite sein, das militärische Kräftemessen zu den eigenen Gunsten zu entscheiden. Der Vortrag zeigt anhand von Beispielen aus dem Bosnienkrieg die Bedingungen auf, unter denen sowohl die Regierung wie auch die Rebellen Gewalt gegenüber der Zivilbevölkerung anwenden.
Anhand von Interviews mit ehemaligen kongolesischen Soldaten diskutiere ich organisationelle Erklärungsansätze. Die empirischen Studien meiner Arbeitsgruppe untersuchen, inwiefern Massenvergewaltigungen als eine Form der einseitigen Gewalt sich auf die hierarchischen Strukturen und ökonomische Anreize von militärischen Einheiten zurückführen lassen. Der Vortrag endet mit einer kurzen Diskussion von möglichen Lösungen, mit denen sich die Anreize zur Ausübung von einseitiger Gewalt mindern lassen. Im Vordergrund stehen dabei die Demokratisierung der Kriegsländer, eine Stärkung des Kriegsvölkerrechtes bzw. des IKRKs sowie eine intensivierte Verfolgung der Planer und Ausführer von Massakern durch den Internationalen Strafgerichtshof.
Die vorgestellten Resultate beziehen sich auf Forschungsprojekte, die der Vortragende vor allem mit Prof. Dr. Margit Bussmann (Universität Greifswald) durchgeführt hat und die unter anderem Unterstützung durch die Stiftung Deutsche Friedensforschung und die Europäische Kommission erfahren haben.