Karlsruher Gespräche 2009
Dr. Reiner Becker
Referent
Dr. Reiner Becker ist Jahrgang 1971. Von 1994 bis 2003 studierte er Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen und der Philipps-Universität Marburg. 2004 erhielt er ein Stipendium im Graduiertenkolleg Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit der Universitäten Marburg/Bielefeld und promovierte im Juni 2007 zum Thema „Ein normales Familienleben. Interaktion und Kommunikation zwischen rechten Jugendlichen und ihren Eltern“. Seit 2007 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und in der Landeskoordinierungsstelle des Beratungsnetzwerks Hessen/Mobile Intervention gegen Rechtsextremismus tätig. In diesem Projekt, das in Kooperation mit dem Landeskriminalamt Hessen durchgeführt wird, geht es um Beratungshilfen für Personen, die mit rechtsextremistischen Vorkommnissen konfrontiert werden. Becker beschäftigt sich dabei mit der Sicherstellung der Dokumentation und Selbstevaluation sowie der wissenschaftlichen Analyse von Beratungsprozessen. In Kooperation mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung ist er außerdem am Forschungsprojekt „Rechte Jugendcliquen in Hessen“ beteiligt. Untersucht wird, wie solche Cliquen auftreten und handeln, wobei unter anderem politische und pädagogische Reaktionen und Umgangsformen in hessischen Kommunen im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus engagiert sich Becker in gemeinnützigen Projekten, wie etwa im Jugend-Arbeits-Kreis Oberscheld (JAKOb e.V.). Dieser Verein hat das Ziel, Jugendliche in der Region zu unterstützen und ihnen Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Einen Austausch zwischen Expertinnen und Experten zum Thema Rechtsextremismus soll hingegen das „forum | pädagogik“ bieten. Zu Beckers Themenschwerpunkten zählen Theorien, Dimensionen und Erscheinungsformen von Rechtsextremismus, Theorien zum bürgerschaftlichen Engagement sowie die lokale Öffentlichkeit. Dazu kann er einige Publikationen aufweisen, wie etwa den Aufsatz „Zwischen Bedeutungslosigkeit und lokalen Zentren. Die extreme Rechte nach den Wahlen“ (zusammen mit Prof. Dr. Benno Hafeneger, erscheint in: „Praxis politische Bildung. Materialien, Analysen, Diskussionen“).
Das ZAK hat Herrn Dr. Reiner Becker gebeten, folgende Frage zu beantworten:
Was können Bürgerinnen und Bürger gegen den Rechtsextremismus beitragen?"Rechtsextreme Ideologien knüpfen an vorhandenen Vorurteilen gegenüber schwachen Gruppen in der „Mitte der Gesellschaft“ an – hier gilt es, eigene Positionen zu beziehen und sich ggf. zu engagieren. Dazu zählt auch, sich (selbst)kritisch mit Vorurteilskulturen auseinanderzusetzen, denen man im Alltag begegnet: in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Verein. Denn dem Engagement gegen rechts geht das Engagement für demokratische und menschenrechtsorientierte Werte voraus."